Lohnwucher: Rossmann wegen billiger Arbeitskräfte attackiert

Im Schatten der Schlecker-Pleite sehen andere Drogeriemarktketten bisher besser aus. Aber das könnte sich bald ändern. Handelsblatt-Recherchen haben ergeben, dass hinter der sauberen Rossmann-Welt ein Geflecht aus Subunternehmen steht, deren Arbeitskräfte nicht nach Tarifverträgen bezahlt werden.

Eines dieser Subunternehmen ist die "Instore Solution Services GmbH" (ISS), die eigene Werkverträge haben: sie stellen Arbeitskräfte zum Einräumen der Regale zur Verfügung die für 6,12 EUR (Tarif in Ostdeutschland) bzw. 6,63 Euro (Westdeutschland) pro Stunde arbeiten. Zum Vergleich: In Niedersachsen sieht der Verdi-Tarif-Vertrag einen Stundenlohn von mindestens 9,86 für das Einräumen von Waren vor. "Rechtlich mag das Vorgehen von Rossmann erlaubt sein, menschlich ist es Lohnwucher", urteilt Heiner Schilling, der Landesfachbereichsleiter Handel der Gewerkschaft Verdi in Niedersachsen.

Von den billigen Arbeitskräften profitiert Rossmann sogar doppelt. Einerseits durch die niedrigen Löhne bei den Subunternehmern, andererseits durch die Beteiligung an diesen Firmen. Denn Rossmann ist über eine Investitionsfirma an der ISS mit 49 Prozent beteiligt. 2010 machte die ISS rund 32 Millionen Euro Umsatz und einen Gewinn von 1,27 Millionen Euro. Auch an der Leiharbeitsfirma "Instore Solutions Personell GmbH" (ISP) ist Rossmann mit 22,5 Prozent beteiligt. ISP-LeiharbeiterInnen arbeiten als Kassiererinnen, befüllen aber auch die Regale. Es scheint Filialen zu geben, in denen kaum noch jemand direkt für Rossmann arbeite, berichtet zumindest ein ISP-Leiharbeiter dem Handelsblatt.

Und dann ist da noch die polnische Firma "Invent, deren Billiglöhner bei einer Inventur zum Einsatz kommen. Wen wunderts, das die Invent als Tochter der "ISS Polska" mit der Potsdamer ISS verbunden. Inventurhelfer bekommen im Schnitt 250 Zloty für bis zu neun Stunden Arbeit - umgerechnet sind das 6,60 Euro pro Stunde. Der Tarifvertrag in Niedersachsen sieht für Inventurheler 7,73 EUR vor.