Arbeitgeber: Zalando erneut in der Kritik
88 Prozent der Mitarbeiter würden Spaß an ihrer Arbeit haben, das hätte eine anonyme Mitarbeiterbefragung ergeben so Boris Radke, Head of Corporate Communications bei Zalando. "Wir sehen uns als guter Arbeitgeber." Eine RTL-Reporterin arbeitete drei Monate im Logistiklager des Online-Händlers in Erfurt und zieht ein anderes Fazit:
Die Mitarbeiter würden ständig unter Druck gesetzt und stünden dauerhaft unter Überwachung. Bis zu 27 Kilometer laufen die Lagerarbeiter in einer Acht-Stunden-Schicht, Hinsetzen und Pausen nicht gern gesehen. Vielmehr scheint die Leistung der Mitarbeiter lückenlos kontrolliert. Artikel-Scanner würden zur Überwachung der Arbeitsleistung missbraucht, neben verarbeiteter Stückzahl auch die Arbeitsfrequenz der Mitarbeiter erfasst.
Trotz Vertrag mit 40-Stunden-Pauschale, würden die Mitarbeiter mit Zahlen unter Druck gesetzt und Akkordarbeit gefordert. Mitarbeiter, die einen Diebstahl der Kollegen aufdecken, würden 500 Euro Belohnung erhalten. Angst, Stress, Leistungsdruck oder Schmerzen würden auf diesen Wegen zu Kreislaufproblemen bei den Mitarbeitern führen. "Es vergeht kaum ein Tag, dass dort kein Rettungswagen gerufen wird" berichtet ein örtlicher Rettungssanitäter im Bericht von RTL-Explosiv.
Zalando erläutert in einer Stellungnahme sein Logistik-IT-System, welches die logistischen Prozesse steuern helfe, aber nicht der Kontrolle und Überwachung einzelner Mitarbeiter diene. Das Unternehmen nehme den Bericht von RTL jedoch ernst und will die geäußerten Vorwürfe prüfen. Allerdings entspricht dieser weder der Wahrnehmung, die Zalando selbst von der Unternehmenskultur und Mitarbeiterstimmung hat, noch dem eigenen Ziel und Anspruch ein verantwortungsvoller Arbeitgeber zu sein.