Kriminalstatistik: Silvester-Übergriffe fehlen meist
In Köln kam es in der Silvesternacht zu massenhaften Übergriffen auf Frauen. 1.100 Strafanzeigen wurden in Folge gestellt, davon rund 500 angezeigte Sexualdelikte. Doch die meisten tauchen nicht in der polizeilichen Kriminalstatistik auf – oder erst nach mehreren Monaten. Bisher wurden lediglich 17 Fälle in der Statistik gelistet.
Der NRW-Landespolitikerin Ina Scharrenbach (CDU) war die Diskrepanz in der Kriminalstatistik aufgefallen. "Jeder Bürger hätte erwartet, dass die Statistik im Januar 2016 die Zahlen der Silvesternacht widerspiegelt", so Scharrenbach auf ihrer Website. Doch statt eines rapiden Anstiegs der Fallzahlen im Januar wurden gerade einmal 17 Fälle berücksichtigt, in den Monaten April und Juni.
Scharrenbach, die auch stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation ist, hat beim Innenminister von Nordrhein-Westfalen Ralf Jäger (SPD) nachgefragt. Sie wollte wissen, wo die vielen Delikte geblieben sind.
Die Erklärung des Innenministers: Die Daten werden erst in der Statistik erfasst, wenn sie von der Staatsanwaltschaft abgegeben wurden. Und dies sei bei dem Ermittlungsaufwand, nicht immer der Monat, in dem die Tat begangen wurde. Zudem seien die meisten Taten der Silvesternacht nicht in die Kriminalstatistik eingeflossen, weil es sich nicht um sogenannte "Opferdelikte" handele. Die überwiegende Zahl der Delikte seien strafrechtlich Taschendiebstähle und "Beleidigungen auf sexueller Grundlage".
"Das raubt mir den Atem" empörte sich Ina Scharrenbach gegenüber dem Kölner Express. Die Delikte aus der Nacht seien offenbar nicht schwerwiegend genug, um erfasst zu werden. "Es kann offenbar nicht sein, was nicht sein darf".
http://www.inascharrenbach.de/content/transparenz-la-nrw-innenminister-jaeger-es-kann-nicht-sein-was-nicht-sein-darf
http://www.express.de/koeln/cdu-ist-empoert-statistik--wo-sind-sex-mob-anzeigen-hin--24912862